Geldanlage ist nicht gerade das Lieblings-Steckenpferd der Deutschen. Zwar erreichte Deutschland in einer viel besprochenen internationalen Studie der Ratingagentur Standard & Poors den achten Rang unter 144 Ländern. Aber wer sich, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung*), einmal die Mühe machte, sich die Fragen der Studie genauer anzusehen, kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass es dabei nur um einfachste Prozentrechnung und um gesunden Menschenverstand ging. Standard & Poors sprach beim Untersuchungsgegenstand denn auch vom Grad „finanzieller Alphabetisierung“. Standard & Poors zufolge können zwei Drittel der Deutschen als finanziell alphabetisiert gelten. Immerhin, besser sind nur noch die skandinavischen Länder. Selbst die Schweizer gingen hinter den Deutschen durchs Ziel. Allerdings heißt das Studienergebnis im Umkehrschluss auch, dass bei jedem dritten Deutschen selbst elementare Sachverhalte grundlegender Erläuterung bedürfen.
74 Prozent hatten schon einmal eine Finanzberatung
Den weitreichenden Bedarf an Beratungsleistung sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich mit den Erwartungen der Anleger bei der Finanzberatung beschäftigt. Bei einer jüngeren repräsentativen Onlineumfrage gaben fast dreiviertel der Befragten an, schon einmal eine Beratung erhalten zu haben. Ganz überwiegend (68%) erfolgte diese Beratung in einer Bank, unabhängige Finanzberater (16%) und Versicherungsmakler (15%) teilen sich das verbleibende Drittel der Fälle.
Verständlichkeit ist Trumpf
Die Antworten auf die Frage, was eine Beratung denn „gut“ mache, zeigen die hohe Verunsicherung der Sparer in Geldanlagedingen. Anleger wollen verstehen und nachvollziehen können, was und warum ihnen etwas im Rahmen einer Beratung empfohlen wird. Für die ganz überwiegende Mehrheit (72%) ist die verständliche Darstellung bei Finanzentscheidungen deshalb das wichtigste Anliegen. Wenn eine Entscheidung gefallen ist, dann soll sie auch zügig umgesetzt werden. 60 Prozent der Anleger ist das wichtig. Anleger legen Wert auf personelle Kontinuität. Die Abwicklung der finanziellen Angelegenheiten über stets den gleichen Ansprechpartner wünschen sich 91 Prozent. Deshalb wird von diesem Ansprechpartner auch Erreichbarkeit erwartet. Für 90 Prozent der Anleger ist es deshalb wichtig, diesen Ansprechpartner des Vertrauens jederzeit erreichen zu können. Kostentransparenz und Individualität sind wichtig. Bei den Kosten sind die Anleger sensibel. Doch dabeigeht es nicht in erster Linie darum, Kosten zu sparen, sondern es geht um Vertrauen. 84 Prozent der Befragten wollen wissen, wenn Berater von den Anbietern Provisionen erhalten. Drei von vier Anlegern fürchten zudem, dass versteckte Kosten die Rendite auffressen. Bei den Kosten ist deshalb höchste Transparenz gefragt. Offensiver Umgang mit dem Thema stößt bei den Anlegern dabei durchaus nicht auf taube Ohren. Auch wenn das in der Praxis oft anders wahrgenommen wird: dass gute Beratung Sachkunde benötigt, Vorbereitung und Zeitaufwand bezahlt werden müssen, istl laut Umfrage tatsächlich für die Mehrheit nachvollziehbar. Die meisten sind sogar bereit, für weitergehende Serviceangebote ein gesondertes Honorar zu akzeptieren. Die Überwachung des Wertpapierdepots bei auftretenden Risiken zählt für 28 Prozent der Befragten zu diesen besonders geschätzten Services, die aktive Ansprache bei schwerwiegenden Marktveränderungenwünschen sich weitere 26 Prozent.